The Voice of Germany Finale im Minutentakt

The Voice of GermanyDer Monitoring-Anbieter Brandwatch bietet seit einigen Wochen eine minutengenaue Auswertung, spannend bei großen Ereignissen und natürlich auch im Fernsehkontext. Was aber lässt sich aus solch einer Minute-by-Minute-Analyse eigentlich ablesen?

Wir haben uns die Möglichkeiten der minutengenauen Auswertung anhand des Staffel-Finales von The Voice of Germany am 12. Dezember angeschaut, das von Sat.1 ausgestrahlt wurde. Vielen Dank an dieser Stelle an Brandwatch für das Bereitstellen der Twitter-Daten zur #TVOG-Staffel und ganz besonders zum Finale.

Vom 1. November bis einschließlich 12. Dezember wurden so insgesamt 85.603 Tweets von 16.185 verschiedenen Nutzern erfasst. Dabei wurde eine „theoretische Reichweite“ von 838,9 Mio. Accounts erreicht. (Die theoretische Reichweite ist weiterhin kein belastbarer Wert, eignet sich aber immerhin als Hausnummer in Sachen Reichweite.)

Der Social Buzz zum „The Voice of Germany“ Finale insgesamt

Kurz für die Einordnung: Im Finale traten die vier Finalisten – Andrei Vesa, Charley Ann Schmutzler, Lina Arndt und Marion Campbell – jeweils in zwei Duetten an: einmal mit ihren Coaches (Samu Haber von Sunrise Avenue, Michi und Smudo von den Fantastischen Vier, Rae Garvey von Reamon und Stefanie Kloß von Silbermond) und einmal mit einem Gastkünstler (Ella Henderson, Hozier, Ed Sheeran und Olly Murs). Außerdem trug jeder Finalist die eigene Single vor. (Der Verlauf der 4. Staffel und auch des Finales ist im Wikipedia-Beitrag zur 4. Staffel sehr detailliert zusammengefasst.)

Beobachtet haben wir für das Finale neben dem offiziellen Hashtag für die Sendung (#tvog) auch die Hashtags, die die Nutzer verstärkt verwenden haben: für die Teams (z.B. #teamsamu), die Coaches (z.B. #samu) und die Kandidaten des Finales (#tvogandrei, #tvogcharley #tvoglina und #tvogmarion). Denn nur etwa 55 % der Tweets zur Sendung enthielten überhaupt das offizielle Hashtag #tvog.

Während des Finales am 12. Dezember waren 3.719 Accounts für den Social Buzz auf Twitter verantwortlich (13.200 Tweets) und erreichten damit eine theoretische Reichweite von 110,1 Mio. Accounts. Interessant dabei ist vor allem das Verhältnis zwischen männlichen (24 %) und weiblichen Zuschauern (76 %) – dies gilt sowohl für das Finale als auch für den gesamten Verlauf der vierten #TVOG-Staffel.

The Voice of Germany: Weibliche und männliche Twitterer im Vergleich (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Weibliche und männliche Twitterer im Vergleich (Daten: Brandwatch)

Und nicht nur, dass wesentlich mehr Nutzerinnen zum #TVOGFinale twitterten; Männer und Frauen sprachen auch über ganz andere Themen: Während bei den Twitterinnen vor allem Samu und Andrei beliebt waren, twitterten die Männer eher über den Auftritt von David Guetta. 😉

The Voice of Germany: Themen nach Geschlecht (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Themen nach Geschlecht (Daten: Brandwatch)

Die minutengenaue Analyse

Wir haben uns die Daten genauer angeschaut – und mit dem Verlauf der Sendung (inkl. Auftritten und Werbepausen) verglichen. (Damit die Grafiken besser lesbar sind, haben wir die Graphen minimal geglättet. Darüber hinaus haben wir alle Erwähnungen der sogenannten Idolcard ausgeschlossen. Dazu aber gleich noch mehr.)

Zum Hashtag #TVOG zeigt der Social Buzz im Minutenverlauf für das Finale ein paar eindeutige Peaks:

The Voice of Germany: Erwähnungen des Hashtags #tvog im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Erwähnungen des Hashtags #tvog im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

Insgesamt sind die Erwähnungen der einzelnen Finalisten sehr ungleich verteilt: Geht es nach Twitter, ist Andrei der eindeutige Gewinner. Er und Team Samu sind für etwa die Hälfte des Social Buzz zum #tvog-Finale verantwortlich. Die letztendliche Gewinnerin der vierten Staffel, Charley Ann Schmutzler, schafft es hingegen nur auf Platz 3.

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Im Minutenverlauf wird deutlich: Vor allem die Auftritte erzeugen einen großen Buzz während der Sendung.

The Voice of Germany: Erwähnungen des Hashtags #tvog und die Auftritte der Kandidaten im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Erwähnungen des Hashtags #tvog und die Auftritte der Kandidaten im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

Die Peaks im Social Buzz finden sich vor allem während und unmittelbar nach den Auftritten der Kandidaten (hellblau hinterlegt in der Grafik). Der Auftritt der Kandidaten mit Take That und die Voting-Phase (zwischen 23:15 Uhr und 23:45 Uhr) sind auf Twitter hingegen vergleichsweise ruhig.

Exkurs: Wie die Idolcards das Ergebnis verändern

Am 20. November startete #TVOG mit der Idolcard eine ganz eigene Twitter-Kampagne: Wer @idolcard mit dem Hashtag seines Lieblingscoaches oder -kandidaten (also z. B. „@idolcard #TVOGFanta“) twitterte, erhielt als Antwort eine personalisierte Autogrammkarte. Und Samu und Rea haben damit sogar ein Rekord aufgestellt: In drei Tagen gaben die beiden Coaches mehr als 45.000 digitale Autogramme.

Dass die Kampagne ein voller Erfolg war, zeigt der Social Buzz zur Idolcard: Insgesamt erwähnten zwischen dem 1. November und dem 12. Dezember über 25.000 Tweets den Account @idolcard, der damit der mit Abstand am häufigsten erwähnte Twitter-Account dieser #TVOG-Staffel ist.

Ein Blick auf die gesamte Staffel zeigt: Die Idolcards steigern die Gespräche über #TVOG erheblich:

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Im Vergleich mit anderen Sendungen stechen besonders die letzte Knock-out-Show am 20. November und die erste Live-Show am 21. November hervor. Sie erzeugte sogar mehr Social Buzz als das Finale.

Auch im Finale sind die Idolcards ein großes Thema – zumindest für Andrei und Team Samu sowie für Lina und Team Rae:

The Voice of Germany: Erwähnungen der Kandidaten im Finale mit und ohne Idolcard (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Erwähnungen der Kandidaten und Teams im Finale mit und ohne Idolcard (Daten: Brandwatch)

Auf Andrei und Team Samu entfallen während des Finales dabei fast so viele Tweets (4.396) wie auf die anderen drei Kandidaten und ihre Teams zusammen (4.796). Dies legt den Schluss nahe: Samu Haber ist der beliebteste Coach dieser Staffel und Kandidat Andrei vor allem deshalb so im Gespräch, weil er den beliebtesten Coach hat.

The Voice of Germany: Die Finalisten im Minutentakt

Offensichtlich sind Andrei und Lina vor allem aufgrund ihrer Duett-Partner auf Twitter so beliebt: Als Lina ihr Duett mit Ed Sheeran anstimmt, steigen die Erwähnungen ihres Namens auf den höchsten Minutenwert für einen Kandidaten während des gesamten Finales. Der am längsten anhaltende Buzz eines Kandidaten entfällt auf das Duett von Andrei mit Samu Haber:

The Voice of Germany: Erwähnungen der Kandidaten und Teams im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

The Voice of Germany: Erwähnungen der Kandidaten und Teams im Sendungsverlauf (Daten: Brandwatch)

Über die Auftritte von Marion und Charley Ann wird insgesamt weit weniger gesprochen. Insgesamt zeigt der Minutenverlauf – selbst bei relativ geringen Tweetzahlen pro Minute – eindeutige Parallelen zum Sendungsverlauf. Deutlich zu erkennen sind die einzelnen Auftritte und besonders der Moment, als Charley Ann die vierte Staffel #tvog gewinnt: Hier steigen die Mentions ihres Namens auf bis zu 66 pro Minute – und damit den zweithöchsten Wert eines Kandidaten am gesamten Abend.

Fazit

Die Coaches (vor allem Samu Haber und Rea Garvey) haben insgesamt zu einer höheren Reichweite der Sendung im Social Web geführt, auch durch die Idolcard. Das Konzept, bekannte Coaches einzusetzen (in Kombination mit der Idolcard), erhöht zwar die Aufmerksamkeit (und die Zahl der Erwähnungen) für einzelne Kandidaten. Zugleich hat dies aber keinen spürbaren Einfluss auf das Voting-Ergebnis.

Wenig überraschend hängt der Social Buzz während des Sendungsverlaufs mit den Auftritten der Kandidaten zusammen. Die minutengenaue Auswertung zeigt, dass vor allem über den jeweils gerade stattfindenden Auftritt gesprochen wird. Die Beliebtheit mancher Coaches und Duettpartner spiegelt sich ebenfalls eindeutig im Social Buzz wider (siehe z. B. Linas Duett mit Ed Sheeran). So könnte man minutengenau vertiefend analysieren, wie einzelne Auftritte inhaltlich wahrgenommen wurden.

Sicherlich auch als Highlight in der Sendung geplant, zeigt der Social Buzz im Sendungsverlauf jedoch: Der Auftritt aller Kandidaten mit Take That erzeugt nahezu keinen Buzz, was durchaus Hinweise auf die Beliebtheit der Band bei den vor allem jungen TVOG-Zuschauern liefern dürfte. 😉

In den Werbepausen geht der Social Buzz insgesamt spürbar zurück, zumindest mit Blick auf das beobachtete Hashtag #TVOG. Auch längere Moderationsphasen führen zu einem Nachlassen des Social Buzz. Es steht zu vermuten, dass es dabei durchaus auch einen Zusammenhang zwischen Social Buzz und Einschaltquoten gibt … 🙂

Die gefundenen Beiträge zeigen aber auch: Wenn wir während eines einzelnen Auftritts einige hundert Tweets erfassen, sind zwar erste Trends erkennbar. Eine wirklich aussagekräftige Analyse kann man darauf eher nicht basieren. Angesichts der immer noch wachsenden Verbreitung von Social Media stehen die Chancen aber gar nicht schlecht, dass die kritische Masse für solche inhaltlichen Analysen auch in Deutschland immer häufiger erreicht werden wird.

Zum Schluss möchten wir uns nochmals ausdrücklich bei Brandwatch für die Bereitstellung der Daten bedanken.

MonitoringMatcher

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Hier schreiben vor allem Stefan Evertz und Katja Evertz – Gastautoren sind aber sehr willkommen (siehe auch Mission).